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1994 - Den Handwierksmann

von André Duchscher, (5.  Stengeforter Festival

(Inszenierung und Bühnenbild)

 

Wo Neid und Skepsis hinführen können …

Gelungene Neuaufführung eines "Luxemburger Klassikers"

 

St. - Eine gelungene Inszenierung (von Eva Paulin), ein Jean-Paul Maes in Höchstform und ein sozialkritischer "Luxemburger Klassiker", dessen Inhalt auch heute noch seine Richtigkeit haben dürfte: Mit dem "Handwierksmann" von André Duchscher lagen die Verantwortlichen der nunmehr bereits dritten Auflage des "Stengeforter Theaterfestival an der Aler Schmelz" - nach "Arme Pierrot" von Batty Weber im Jahre 1991 und "D'Schmattslisy" von Max Goergen 1993 - wieder einmal goldrichtig - anspruchsvolles Theater eines Luxemburger Klassikers ohne dabei allerdings auf eine zu trocken/pseudo-intellektuelle Inszenierung zu setzen.

 

"Den Handwierksmann" - entstanden im Jahre 1883, nachdem Duchscher bereits zehn Jahre seine Fabrik (die heutige "Usine de Wecker") geleitet hatte - ist ein stark autobiographisches Stück, in dem der Autor ein sozialkritisches Bild seiner Zeit zeichnet und wie kein anderer Schriftsteller des 19. Jahrhunderts den Charakter des "Mannes von der Straße" treffend darstellt.

 

Auch "ein Mann von der Straße" ist in diesem Falle der Handwerker Toni Wodeknepper (überragend gespielt von Jean-Paul Maes), der, nach allgemeiner Ermutigung seines Umfeldes, neben seinem Schneideratelier noch ein Stoffgeschäft eröffnet, wodurch sofort Neid und Skepsis entstehen, und die erwünschten (und vor der Geschäftseröffnung versprochenen) Aufträge ausbleiben.

 

Durch einen unglücklichen Zufall wird die Jacke des gesellschaftlich angesehen "Här Bräidrop" (Albert Federspiel), die bei Toni in Reparatur ist und zu allem Übel "200 Mark in Scheinen" enthält, verwechselt und es entsteht natürlich der Verdacht auf Diebstahl.

 

"So also" hat sich der kleine Schneider, der immer öfters in den Wirtshäusern herumhängen soll, trotz seiner acht Kinder das Geld erwirtschaften können, einen Laden zu eröffnen.

 

Bei Aussage gegen Aussage glauben die Dörfler - die Geschichte spielt im Echternach der Jahrhundertwende - sowieso dem vornehmen Herrn Bräidrop und es wird ein Gendarm (Philippe Jacobi) eingeschaltet.

 

Durch den Auftritt von "Här Fernand" (Marcel Heintz) wird das Mißverständnis schließlich aufgeklärt und die Leute beteuern, daß Wodeknepper noch immer ein braver Mensch gewesen sei... So schnell kann sich Volkes Meinung also ändern!

 

Neben der wirklich exzellenten Darstellung von Jean-Paul Maes und der, für ein luxemburgisches Stück des 19. Jahrhunderts, manchmal leicht avangardistischen Inszenierung durch Eva Paulin, natürlich an dieser Stelle allen mitwirkenden Schauspielern ein großes Bravo! Vor allem von der jungen Silvana Pontelli (in der Rolle der "Mimi" Bärbel) dürfte man in Zukunft noch einiges hören/sehen.

 

"Den Handwierksmann" ist ein absolutes "must" für alle Freunde anspruchsvoller luxemburgischer Theaterunterhaltung, und da die Fußballweltmeisterschaft nun (endlich!) vorbei ist, sollte keiner den Weg in die "Al Schmelz" nach Steinfort scheuen.